Tobias Zielony
Fotografien 2008–2013
Jun 21–Sep 30,2013
Fotografien 2008–2013
Jun 21–Sep 30,2013
Seit mehr als 10 Jahren portraitiert Tobias Zielony junge Menschen, denen er an urbanen und sozialen Peripherien westlicher Wohlsfahrtsstaaten begegnet, da wo Errungenschaften der Moderne brüchig und Versprechen auf ein solidarisches Gemeinwesen entzaubert sind: Jugendliche im kalifornischen Trona, die den Ruin ihres Amerikanischen Traums mit Cristal Meth betäuben (2008), Camorra-Familien, deren Kinder im einstigen Avantgarde-Wohnkomplex der Neapolitanischen „Vele“ posieren (2010), den Nachfahren kanadischer Ureinwohner in den Reservaten Manitobas, deren kulturelle Traditionen ebenso zerstört wurden wie ihre Zukunftsaussichten (2011). Sie alle scheinen sich vor Zielonys Kamera ins geeignete Licht zu rücken für die Konstruktion eines souveränen, vielleicht stolzen Bildes ihrer selbst, und doch um die Anfechtbarkeit dieses Bildes zu wissen.
Tobias Zielonys jüngstes Projekt begann mit einer Zufallsbegegnung: Ein spontanes Gespräch mit einem jungen Paar in der Berliner U-Bahn und Zielonys Vorschlag, beide einmal zu fotografieren. Am nächsten U-Bahnhof entstehen einige schnelle Fotos auf dem Bahnsteig. Sie sei immer hier, sagt sie, er könne gerne wiederkommen für weitere Aufnahmen. „Hierher?“ „Zum Straßenstrich, hier um die Ecke!“ Man verabredet sich also, Zielony portraitiert erst sie, später ihre Kolleginnen und Freundinnen. Es entsteht die 40-teilige Fotoserie „Jenny Jenny“. Sie ist keine Dokumentation. Tobias Zielony unterläuft die journalistische Sehnsucht nach Eindeutigkeit und Gewissheit, denn die Frage nach der Authentizität des Subjekts scheint für ihn ebenso entschieden wie die Frage nach der Objektivität des Dokumentarbildes: Beide sind niemals frei von Inszenierung.
Zielonys Protagonistinnen zeigen sich mal in den Posen sinnlicher Illusion, mal in Stille hinter den Kulissen, mal in unbestimmten Zwischenräumen, ohne hinter ihren vielen Gesichtern je ein Einziges zu enthüllen. Die Offenbarung des wahren Kerns einer Person oder eines Momentes ist ein Mythos. Stattdessen sucht Zielonys Blick die Nähe eines fotografischen Augenblicks, der seine Figuren zwischen dem Dunkel nächtlicher Straßen und dem Begehren weckenden Leuchten der Interieurs zwar mit großer Empathie erfasst, aber nie festlegt. Er macht Fotografien von verstörender Intimität und zugleich unhintergehbarer Distanz. Seine Serie über den Alltag der Frauen mitten in Berlin - und doch am Rand gesellschaftlicher Akzeptanz - entstehen im Lauf von fast zwei Jahren, in denen sich Zielony mit seinen Protagonistinnen immer wieder trifft und doch um seine Rolle als Außenstehender weiß. Die Dunkelheit und Undurchdringlichkeit seiner Fotografien korrespondiert mit den erotischen Versprechungen einer Welt, in der ein “Mehr”, ein gemeinsamer Morgen, nicht vorgesehen ist.
Tobias Zielony, 1973 in Wuppertal geboren, zählt zu den meistdiskutierten deutschen Fotografen seiner Generation. Die Berlinische Galerie zeigt den in Berlin lebenden Künstler in einer umfangreichen Einzelausstellung, in der neben den 18 Fotografien aus „Trona“ (2008) erstmals sein neuestes Projekt „Jenny Jenny“ (2011-2013) gezeigt wird, das auch zwei fotografische Animationsfilme umfasst. Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds und der Galerie KOW.
Tobias Zielonys jüngstes Projekt begann mit einer Zufallsbegegnung: Ein spontanes Gespräch mit einem jungen Paar in der Berliner U-Bahn und Zielonys Vorschlag, beide einmal zu fotografieren. Am nächsten U-Bahnhof entstehen einige schnelle Fotos auf dem Bahnsteig. Sie sei immer hier, sagt sie, er könne gerne wiederkommen für weitere Aufnahmen. „Hierher?“ „Zum Straßenstrich, hier um die Ecke!“ Man verabredet sich also, Zielony portraitiert erst sie, später ihre Kolleginnen und Freundinnen. Es entsteht die 40-teilige Fotoserie „Jenny Jenny“. Sie ist keine Dokumentation. Tobias Zielony unterläuft die journalistische Sehnsucht nach Eindeutigkeit und Gewissheit, denn die Frage nach der Authentizität des Subjekts scheint für ihn ebenso entschieden wie die Frage nach der Objektivität des Dokumentarbildes: Beide sind niemals frei von Inszenierung.
Zielonys Protagonistinnen zeigen sich mal in den Posen sinnlicher Illusion, mal in Stille hinter den Kulissen, mal in unbestimmten Zwischenräumen, ohne hinter ihren vielen Gesichtern je ein Einziges zu enthüllen. Die Offenbarung des wahren Kerns einer Person oder eines Momentes ist ein Mythos. Stattdessen sucht Zielonys Blick die Nähe eines fotografischen Augenblicks, der seine Figuren zwischen dem Dunkel nächtlicher Straßen und dem Begehren weckenden Leuchten der Interieurs zwar mit großer Empathie erfasst, aber nie festlegt. Er macht Fotografien von verstörender Intimität und zugleich unhintergehbarer Distanz. Seine Serie über den Alltag der Frauen mitten in Berlin - und doch am Rand gesellschaftlicher Akzeptanz - entstehen im Lauf von fast zwei Jahren, in denen sich Zielony mit seinen Protagonistinnen immer wieder trifft und doch um seine Rolle als Außenstehender weiß. Die Dunkelheit und Undurchdringlichkeit seiner Fotografien korrespondiert mit den erotischen Versprechungen einer Welt, in der ein “Mehr”, ein gemeinsamer Morgen, nicht vorgesehen ist.
Tobias Zielony, 1973 in Wuppertal geboren, zählt zu den meistdiskutierten deutschen Fotografen seiner Generation. Die Berlinische Galerie zeigt den in Berlin lebenden Künstler in einer umfangreichen Einzelausstellung, in der neben den 18 Fotografien aus „Trona“ (2008) erstmals sein neuestes Projekt „Jenny Jenny“ (2011-2013) gezeigt wird, das auch zwei fotografische Animationsfilme umfasst. Die Ausstellung entstand mit freundlicher Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds und der Galerie KOW.