Arno Brandlhuber: Initiative Weltkulturerbe Doppeltes Berlin, Haus der Kulturen der Welt, Sep 1 - Nov 11, 2012
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Arno Brandlhuber: Initiative Weltkulturerbe Doppeltes Berlin, Haus der Kulturen der Welt, Sep 1 - Nov 11, 2012

Arno Brandlhuber
Initiative Weltkulturerbe Doppeltes Berlin
Sep 1–Nov 11, 2012

 

Arno Brandlhuber, Tobias Hönig, Christian Posthofen
 

The close relationship between architecture and ideology is manifested most clearly in ideologically divided territories. The role of architecture as a projection screen for ideological messages is exemplified by East and West Berlin between 1945 and 1989. In both parts of the city highly symbolic state, residential, and cultural buildings were erected and existing buildings were brought into line with ideology.

The results of this ‘architectural arms race’ can be seen to this day in the doubling of buildings in East and West: two congress halls, two Volksbühnen (People’s Theatres) etc. The Initiative World Cultural Heritage Double Berlin regards this mirrored architecture as unique and proposes a public and open research and collection on the doubled architectures of the once divided city of Berlin, to put ‘Double Berlin’ on UNESCO’s world heritage list. In the framework of the exhibition in September, the collective creates a listing of parallel architectures and initiates an official public request. Everyone is invited to take part in the initiative, to contribute material through the initiative office and the corresponding website and propose further parallel architectures.


Weltkulturerbe Doppeltes Berlin

Architektur und Ideologie stehen in einem wechselseitigen Verhältnis.

Architektur ist immer Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse und damit immer sowohl im Ausdruck als auch in ihrer Wahrnehmung nur im Zusammenhang eines gesellschaftlichen und individuellen Psychischen verständlich.

Ideologie nutzt Architektur allen anderen Alltagsgegenständen gegenüber bevorzugt als Träger ihrer ideologischen Botschaft.

Um einerseits diesen Sachverhalt zu fokussieren und andererseits die Möglichkeit der Kritik zu eröffnen muss ein der Architektur prinzipiell zugehöriger ideologischer Aspekt anerkannt werden. Architektur ohne einen ideologischen Aspekt gibt es nicht.

Berlin ist auf der UNESCO-Welterbe-Liste derzeit dreimal verzeichnet. Zunächst mit dem Welterbe „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ als Repräsentant der Monarchie, mit dem Welterbe „Museumsinsel“, das die Emanzipation des Bürgertums von der Aristokratie dokumentiert und schließlich mit den „Siedlungen der Berliner Moderne“, den wegweisenden Flaggschiffen des sozialen Wohnungsbaus in der Weimarer Republik.

Nirgends wird das Verhältnis von Architektur und Ideologie anschaulicher als in politisch, national, ethnisch, ideologisch oder religiös geteilten Territorien. Weltweit steht Berlin zwischen 1945 und 1989 einzigartig für den ideologischen Aspekt von Architektur. Die geteilte Hauptstadt, das „Doppelte Berlin“, benötigte alle Staats-, Stadt-, Wohn- und Kultur-Bauten doppelt. In der jeweils unterschiedlichen, spiegelbaren Ausformung der Architekturen zeigt sich der Sachverhalt an sich und gleichzeitig doppelt in seiner spezifischen ideologischen Ausrichtung.

Berlins Entwicklung zu einer westlichen Weltmetropole seit den 90iger Jahren zerstört zusehends das ideologisch-kulturelle Erbe das sich in seinen Bauten und architektonischen Situationen materialisiert. Damit verwischt die hier besonders deutliche Sichtbarkeit des ganz grundsätzlich statthabenden Einflusses von Ideologie auf Architektur. Diese Sichtbarkeit zur Sensibilisierung der Kritikfähigkeit zu erhalten ist Anlass für den Antrag das doppelte Berlin in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen.

Source: Haus der Kulturen der Welt, Berlin