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Tobias Zielony
Self Made Urbanism Rome. Informal Common Grounds of a Metropolitan Area
Sep 14–Nov 3, 2013

Sabine Bitter / Helmut Weber, Giuseppe Ferrara, Maria Iorio / Raphaël Cuomo, Stefano Montesi, Rena Rädle & Vladan Jeremić, Klaus Schafler, Sandra Schäfer, Alexander Schellow, Joel Sternfeld, Tobias Zielony
Key Visual: Markus Weisbeck


Die Ausstellung Self Made Urbanism Rome erkundet die Via Casilina, eine Ausfallstraße Roms in Richtung Südosten vom zentralen Porta Maggiore bis an die Stadtgrenze und darüber hinaus. Diese Gegend faszinierte die Künstler der Romantik, die in der vorstädtischen Landschaft ein Gegenstück zu den historischen und kulturellen Verdichtungen mit antiken Tempeln und innerstädtischen Palazzi fanden. Die Künstler_innen des S.M.U.R.-Projektes bewegen sich auf diesem historischen Terrain mit zeitgenössischen Mitteln und schreiben dabei auf neue Weise Kunstgeschichte fort. Im Austausch mit Wissenschaftler_innen und Stadtaktivist_innen erkunden sie die selbstgebaute und -organisierte Stadt die sich hier in den letzten hundert Jahren ausgebreitet hat.

Das ungeplante Wachstum der Stadt Rom und die vielfältigen Formen der Informalität sind Ausdruck ihrer Besonderheit und des urbanen Eigensinns. Etwa ein Drittel der bebauten Fläche in der italienischen Hauptstadt wurde von und mit ihren künftigen Bewohner_innen informell bebaut, ohne Genehmigung und ohne Anbindung an die städtische Infrastruktur. Das Phänomen hat eine lange Geschichte und unterschiedlichste Ausprägungen, von selbstgebauten Notunterkünften und Roma-Siedlungen bis zu großen Spekulationsprojekten. Die komplexe Geschichte und Ausprägung der von keinem Masterplan strukturierten Stadtlandschaft steht beispielhaft für die Entwicklung von Metropolen im beginnenden 21. Jahrhundert.

In Italien ist die gelebte Praxis der Selbstorganisation auch von zentraler Bedeutung bei den aktuellen Diskussionen und Kämpfen um die beni comuni, das Gemeingut. Nach langen Erfahrungen des Missbrauchs an den „commons“ müssen diese vor dem Zugriff des Staates wie auch vor privaten Übergriffen geschützt und dazu robuste Modelle der Selbstorganisation entwickelt werden. Zahlreiche, erst in jüngster Zeit besetzte Kulturstätten wie das römischen Teatro Valle Occupato oder Cinema America zeugen von einer breiten Bewegung, welche Veränderungen herbeisehnt. Self Made Urbanism Rome eröffnet einen historischen Rahmen unterschiedlicher Erfahrungen von selbstorganisierter Stadt – und nicht nur vereinzelter Gebäude – und präsentiert dabei auch neue Ausblicke auf eine künftige Organisation des Öffentlichen und der Gemeingüter.

Quelle: Website ngbk